Haende halten den Wurzelballen einer Pflanze mit Erde
natur

Unsere Böden – der artenreichste Lebensraum der Erde

Warum Böden eine Ressource sind, die wir unbedingt schützen müssen

Die Böden der Erde sind ein hochkomplexes, lebendiges Ökosystem und nach den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher des Planeten. Sie filtern unser Regenwasser und sorgen für Trinkwasser – ohne ihre Kraft gäbe es keine Lebensmittel. Intakte Böden sind die Voraussetzung für gesundes Leben.

Böden: Für Mensch und Natur überlebenswichtig

Für Mensch und Natur sind gesunde Böden aus verschiedenen Gründen unverzichtbar.

Nahrungsmittelproduktion  Die Landwirtschaft und damit die Herstellung von Nahrungsmitteln kann ohne gesunde Böden nicht funktionieren: Sie liefern Nährstoffe für Pflanzen, die die Grundlage unserer Ernährung sind. 

Wasserqualität  Bei der Filtration und der Reinigung des Wassers spielen die Böden eine entscheidende Rolle. Bevor es in die Grundwasserquellen gelangt, helfen sie dabei, Schadstoffe und Verunreinigungen zu entfernen. 

Speicherung von Kohlenstoff  Als wichtiger Speicher für Kohlenstoff tragen die Böden zur Reduzierung von Treibhausgasen bei und unterstützen so die Regulierung des Klimas. 

Biodiversität  Insekten, Pilze, Bakterien und andere Organismen: Böden sind der Lebensraum von Myriaden von Lebewesen. Diese Biodiversität ist ein wichtiger Faktor für das Bewahren des ökologischen Gleichgewichts und die Gesundheit unseres gesamten Ökosystems. 

Erosionsschutz  Erosion kann gesunden Böden weniger anhaben: Ihre Struktur ist stabiler und wertvolle Oberbodenschichten werden durch Wind und Wasser nicht so leicht abgetragen. 

Unsere Böden – eine Welt für sich

In einer Handvoll Boden existieren mehr Lebewesen als Menschen auf der ganzen Erde. Nahezu zwei Drittel aller weltweit bekannten Arten leben im Boden: Dieser Artenreichtum bildet ein Fundament des Lebens. Verringert sich hier die Vielfalt, drohen ganze Nahrungsketten abzubrechen – ohne Kleinstlebewesen, Regenwürmer oder Insekten verschwinden auch Vögel und Säugetiere. 

Alle im Boden beheimateten Mikroorganismen, Tiere, Pilze und Pflanzen bilden durch ein komplexes Nahrungsnetz ein gesundes, produktives Ökosystem und bauen Humus auf. Humusreiche Böden wiederum sind widerstandsfähiger gegen Wind- und Wassererosion. Ihre Poren, Gänge und Hohlräume für Luft und Wasser machen sie zum idealen Lebensraum und sind ein eigenes kleines Universum aus komplexen Nahrungsbeziehungen. 

So viele Lebewesen leben in unserem Boden

1 Quadratmeter Boden mit einer Tiefe von 30 Zentimetern kann Lebensraum sein für etwa 1,6 Billionen Lebewesen.

  • 1.000.000.000.000 Bakterien
  • 10.000.000.000 Strahlenpilze 
  • 1.000.000.000 Pilze 
  • 1.000.000 Algen 
  • 500.000.000.000 Geißeltierchen 
  • 100.000.000.000 Wurzelfüßler 
  • 1.000.000 Wimpertierchen 
  • 25.000 Rädertiere 
  • 1.000.000 Fadenwürmer 
  • 100.000 Milben 
  • 50.000  Springschwänze 
  • 10.000 Borstenwürmer 
  • 50  Schnecken 
  • 50  Spinnen 
  • 50 Asseln 
  • 300 Vielfüßler 
  • 100 Käfer und -larven 
  • 100 Zweiflüglerlarven 
  • 150  übrige Insekten 
  • 80 Regenwürmer 
  • 0,0001 Wirbeltiere 
Gaertner arbeiten in einem grossen Garten

90

Prozent unserer Lebensmittel werden auf Böden erzeugt

2700

Milliarden Tonnen Kohlenstoff lagern weltweit in den Böden.

1

Milliarde Bakterien leben in nur einem Gramm Erde.

Warum Regenwürmer für unsere Böden so wichtig sind

Zur Fruchtbarkeit eines Bodens tragen Regenwürmer entscheidend bei. Sie graben mit ihrem Schleim stabilisierte Röhren in den Boden, die bis zum unteren Ausgangsgestein reichen können: In die dadurch entstehenden Hohlräume strömen Luft und Wasser, auch Pflanzenwurzeln finden Platz. Der Boden wird durchlüftet.  

Da die Würmer Pflanzenreste auch in tiefere Bodenschichten transportieren, steigt auch hier der Humusgehalt. Feiner als jedes Ackergerät vermischen sie Pflanzenreste und Bodenpartikel. In ihrem Darm verbindet sich organisches Material mit mineralischen Bestandteilen und Mikroorganismen: Als Verdauungsprodukt entstehen Ton-Humus-Komplexe, angereichert mit wichtigen Pflanzennährstoffen wie Stickstoff, Magnesium und Phosphor, die für das Wachstum von Pflanzen wichtig sind. 

Gaertner mit Setzlingen steht auf einem Acker
Setzling mit Erde liegt auf Ackerboden
Schubkarre steht neben einem Acker

CO2-Speicher Boden: Was unsere Böden mit dem Klima zu tun haben

Die Bodengesundheit und das Klima beeinflussen sich gegenseitig. 

Gesunde Böden können enorme Mengen an Kohlenstoff speichern, was dazu beiträgt, die CO2-Menge in der Atmosphäre zu verringern – dies ist besonders wichtig, um den Klimawandel zu verlangsamen. Böden mit einer intakten Struktur speichern zudem mehr Wasser: Die Auswirkungen extremer Wetterereignisse wie Fluten oder Dürren können damit verringert werden.  

Für einen intakten Nährstoffkreislauf im Boden ist seine Gesundheit die beste Voraussetzung. Das Wachstum von Pflanzen ist stark davon abhängig: Sie produzieren Sauerstoff, nehmen CO2 auf und wirken so den Begleiterscheinungen des Klimawandels entgegen. Auch die Biodiversität über der Erde profitiert vom vielfältigen Bodenleben. Denn nur gesunde, artenreiche Böden ermöglichen eine große oberirdische Artenvielfalt. Und umgekehrt sollte Boden nie brach liegen, sondern immer bewachsen sein, damit das Bodenleben Nahrung findet. Da Biodiversität zur Stabilität von Ökosystemen beiträgt, kann auch sie Folgen des Klimawandels mildern.  

Pflanzen

So gefährdet ist die Bodengesundheit

Europas Böden stehen unter Stress: Verschiedene Faktoren beeinträchtigen ihre Gesundheit. Schwermetalle, Pestizide und andere Schadstoffe beispielsweise mindern die Bodenqualität und gefährden dann auch die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Diese Art von Bodenverschmutzung ist häufig die Folge intensiver Landwirtschaft oder industrieller Aktivitäten. Massive Bewirtschaftung oder schwere landwirtschaftliche Maschinen können auch eine Bodenverdichtung mit sich bringen: Der Boden verliert dabei immer mehr an Durchlässigkeit, was die Aufnahme von Wasser und die Entwicklung von Pflanzenwurzeln erschwert. 

Gebiete mit wenig Vegetation und intensiver Landwirtschaft haben oft mit Bodenerosion zu kämpfen. Sie führt zum Verlust wertvollen Oberbodens und verringert die Fruchtbarkeit. 

Veränderte Temperaturen und Niederschlagsmengen – typische Begleiterscheinungen des Klimawandels – sind eine große Herausforderung für die Bodenstruktur. Auch dieser ist damit ein Faktor für die Verschlechterung der Bodengesundheit. 

Grosser Acker mit Schubkarre

Die Bodengesundheit wiederherstellen: So geht es

Bestimmte Maßnahmen können die Bodenqualität verbessern. Biologische, bio-dynamische, regenerative Anbaumethoden haben zum Ziel Boden gesund und lebendig zu halten. Durch schonende Bodenbearbeitung, vielfältige Fruchtfolgen, Gründüngung, Agroforst, Kompost und andere landwirtschaftliche Praktiken, die das Bodenleben fördern, sowie durch den Verzicht auf synthetische Pestizide und Kunstdünger erhalten und verbessern diese Methoden die Bodenqualität. 

Dies führt auch zum Humusaufbau: Bei der Zersetzung organischer Materialien wie Pflanzenreste, Tierkot oder Mikroorganismen werden Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium für die Pflanzen verfügbar gemacht. Ein Teil der organischen Materialien wird nicht zersetzt und bildet organische, kohlenstoffreiche Verbindungen: den Humus. Er verbessert die Struktur des Bodens, lässt ihn mehr Wasser speichern und fördert seine Fruchtbarkeit.  

Schale mit Setzlingen

Regenerative Landwirtschaft

Ein nachhaltiger Ansatz, Gesundheit und Fruchtbarkeit der Böden zu fördern, ist die regenerative Landwirtschaft. Sie konzentriert sich auf natürliche Prozesse und nachhaltige Praktiken. Mit dem Einsatz von Kompost und organischen Düngemitteln etwa wird die Population von Bodenmikroben gefördert, der Anbau einer Vielzahl von Pflanzenarten trägt zur Verbesserung der Biodiversität bei. Eine verringerte Bodenbearbeitung hilft außerdem, die Bodenerosion zu minimieren und die natürliche Bodenstruktur zu erhalten. 

Zwei Haende arbeiten in der Erde

Quellen

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz, Rudolphina Universität Wien, Bodenatlas, Der Boden (Susanne Dohrn), Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Deutsche Welle, Deutscher Landwirtschaftsverlag, Deutschlandfunk, Europäische Umweltagentur, FiBL, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Julius Kühn-Institut,  Max-Planck-Gesellschaft, Nature & More, oekolandbau.de, Saatgut (Anja Banzhaf), Save Our Soils, Slow Food, Statista, Stiftung Wissenschaft und Politik, Umweltbundesamt, Was ist und wie entsteht Humus? (Schnug / Haneklaus), World Ocean Review, WWF, Zukunftsstiftung Landwirtschaft